(Ent)scheiden tut weh – Mehr Entscheidungskompetenz

Bin ich zufrieden mit allem was mir das Leben zu bieten hat, oder bin ich noch immer auf der Suche? Kaum jemand kann seinen Weg völlig frei und unbeeinflusst gehen. Chancen verwandeln sich manchmal in Fehlschläge und Scheitern ermöglicht uns zu wachsen, wenn wir wieder aufstehen. Was ist wirklich entscheidend im Leben?

Seit jeher interessieren mich die großen Fragen: Woher komme ich? Wohin gehe ich? Aber die wesentlichere Frage ist wohl eher: Wofür entscheide ich mich jetzt? Welches Leben möchte ich führen? Bin ich auf der Suche nach Erfolg, nach Anerkennung, Glück und Liebe? Bin ich zufrieden mit allem was mir das Leben zu bieten hat, oder bin ich noch immer auf der Suche? Die Suche gestaltet sich wie eine Reise, deren Route wir zwar selbst zusammenstellen dürfen, aber geprägt ist von Vorstellungen und Erwartungen, die an uns gestellt werden. Kaum jemand kann seinen Weg völlig frei und unbeeinflusst gehen. Chancen verwandeln sich manchmal in Fehlschläge und Scheitern ermöglicht uns zu wachsen, wenn wir wieder aufstehen. Wir sind jedenfalls unterwegs.

Einsteigen bitte!

Vor einigen Jahren stieg ich in einen Zug von Lissabon aus in Richtung Süden. Ich wollte an die Algarve-Küste. Dafür nahm ich eine sechsstündige Reise in Kauf. Auf dem Weg dorthin stieg ich allerdings zu früh aus und landete in einem unbekannten Vorort. Also suchte ich nach einer lokalen Busverbindung. An der Haltestelle traf ich einen Herrn, der ebenfalls wartete. Er erzählte mir, dass er am Vortag bereits hier gewesen wäre, der Bus aber nicht vorbeikam. Somit verbrachte er erneut einige Stunden mit warten. Ganz nebenbei erzählte ich von einem Busbahnhof auf der anderen Straßenseite. Auch von da aus würden Busse wegfahren, meinte ich. Er stand auf und rannte auf den Bahnhof zu, und kam nicht wieder.

Der erfolgreiche Mensch sitzt im Zug des Lebens und steht nicht Zeit seines Lebens an der Haltestelle rum.

Vera F. Birkenbihl

Während einige Menschen vergeblich warten und nicht an ihr Ziel kommen, verlieren andere wiederum den richtigen Kurs und müssen diesen korrigieren oder Umwege in Kauf nehmen. Es gibt aber noch eine andere Gruppe von Reisenden. Diese dürften sich die österreichische Redensart als Motto auserkoren haben: „Schau ma mal.“ Anders ausgedrückt bedeutet es: „Mal sehen was kommt.“ Sticht ein Schiff ohne festgelegten Zielhafen in See, wird es unterwegs bestimmt von Meeresströmungen und Winden fortgetrieben. Höchstwahrscheinlich werden alle Passagiere an Bord Schiffbruch erleiden. Der Mensch braucht ein Ziel und eine Lebensaufgabe um den eigenen Weg selbstbestimmt zu gehen.

Allerdings scheitern viele Menschen auf dem Weg zu ihren persönlichen Zielen oder der Erfolg lässt einfach auf sich warten. Träume bleiben oft weiterhin nur Träume und Wünsche reihen sich zu einer langen, aber unerfüllten Agenda. Langsam schlägt die Stimmung um. Man wird mürbe. Die innere Stimme bringt seufzend die bittere Erkenntnis ans Licht: „Lang‘ unterwegs und nix is los.“ Ein junger Mann wechselte wieder einmal seine Partnerin. Auf die Frage was passiert sei, meinte er nur: „Mit der früheren Partnerin gab es Probleme.“ Nein, wie überraschend! Auftretende Probleme werden als Hauptursache dafür genannt, warum man im Leben nicht weiterkommt.

Bei uns gibt es keine Konflikte!

Erfolgsorientierte Menschen sehen primär Herausforderungen anstelle von Problemen, interpretieren stetig zunehmende Anforderungen als Entfaltungspotenziale und setzen wachstumsfördernde Maßnahmen als Mittel gegen Stagnation ein. Probleme bleiben derjenigen Gruppe von Menschen vorbehalten, denen es an Inspiration fehlt, um schwierige Aufgaben zu lösen, sagen die Erfolgreichen. Die Hilflosen haben Probleme, aber nicht die Macher unter uns! Sie finden Mittel wie Wege und schaffen das „Problem“ aus dem Weg.

Den Ausdruck „Problem“, im Zusammenhang mit einer schwierigen Aufgabenstellung, haben erfolgsorientierte Menschen bewusst aus dem individuellen Wortschatz verbannt und durch den viel zuversichtlicheren Begriff der „Herausforderung“ ersetzt. Nachschlagewerke erläutern die „Herausforderung“ als Ansporn oder Provokation, als Situation, die eine Auseinandersetzung erforderlich macht oder als Anstoß zur Lösungsfindung. Aus ihr kann die Motivation erwachsen, diese gestellte Aufgabe kampfbereiten Geistes anzunehmen, um sie letztendlich zu bewältigen. Sie wird durch eine formulierte Absicht oder ein Bekenntnis zu einer Geisteshaltung oder Grundeinstellung gefestigt. Im Gegensatz dazu stellt sich das „Problem“ als langwierige und schwer zu lösende sowie komplexe Aufgabe dar. Es kommt einzig darauf an, wie Menschen Differenzen erleben und mit ihnen umgehen. Die Auseinandersetzung mit einem Konflikt kann zum Wegweiser werden, in welche Richtung man sich weiter entwickeln will.

Ein Konflikt besteht, wenn zwei Parteien unvereinbare Ziele verfolgen, so dass eine Partei nur dann ihr Ziel erreichen kann, wenn die andere ihr Ziel nicht erreicht.

E. Billmann, 1978

Konflikte sind natürliche Phänomene des sich fortwährend entwickelnden Lebens. Menschen erleben Konfliktsituationen sehr häufig als wiederkehrende herausfordernde Situation im Leben. Dazu zählen finanzielle Sorgen, gesundheitliche Probleme, die berufliche Situation oder persönliche und familiäre Konflikte. Wie geht man damit um? Wieso passiert das immer mir, mag man sich fragen? Ein Konflikt stellt uns vor eine Wahl. Wird Lösung A gewählt, passiert dies. Wählt man Lösung B, passiert jenes. Option A zu wählen, bedeutet zugleich, dass B nicht ausgewählt wurde. Das ist diskriminierend! Es bedeutet Abschied zu nehmen. Auf Grund der getroffenen Entscheidung muss nun einiges zurückbleiben. Es kommt zu einem Bruch. Man distanziert sich von jenen Dingen, Geschehnissen, Orten und Menschen, die nicht mehr zu einem gehören. Und dennoch ist es keine Zeit, um Trauerreden zu halten, denn die Entscheidung führt zu einer neuen Identität und Freiheit. Sie wird zu einem Meilenstein auf unserem selbstbestimmten Weg. Es ist eine Entscheidung und ein Ausdruck der Selbstliebe.

Wo bitte bleibt die Liebe?

Geschichten über die (romantische) Liebe, wie sie in Filmen und Romanen erzählt werden, sind eine umfangreiche Quelle für Ideen und Deutungen, wie die Thematik der Liebe das eigene Verständnis von Selbstliebe herausfordert. In „Während du schliefst“ verliebt sich Lucy aus der Ferne in den Schönling Peter. Aber im näheren Kontakt mit dessen Bruder Jack wandeln sich ihre Gefühle. Bemerkenswert ist die Szene als Jack sie in ihrer Wohnung kurz vor der anberaumten Hochzeit mit Peter besucht. Sie stellt ihm die Alles-oder-Nichts-Frage, ob er ihr einen Grund nennen könne, warum sie nicht Peters Frau werden sollte. Jack erwidert daraufhin nur: „Nein, könne er nicht.“ Warum nicht, das war der Moment? Jack steckt allerdings in einem Konflikt fest. Denn er liebt Lucy. Lucy liebt ihn eigentlich ebenfalls. Er denkt aber, sie liebe seinen Bruder und er wolle kein Schurke sein und sich zwischen sie beiden stellen. Ein liebender Mensch würde so handeln, meint man. Aber Irrtum. Vordergründig will man dem Lebensglück der geliebten Person nicht im Wege stehen. Aber andererseits ist dieses selbstlose Opfer auch ein Anzeichen von Angst – nämlich vor den Konsequenzen der Entscheidung. Entscheide ich mich für mein eigenes Lebensglück oder verzichte ich zugunsten eines anderen Menschen?

Wir hoffen darauf, dass sich unser Lebensglück, der Erfolg, unsere Träume und Wünsche und ja auch die Liebe als Ergebnis unserer Anstrengungen im Leben ereignen. Die Chancen im rechten Moment zu ergreifen, sich für eine Richtung oder einen Menschen zu entscheiden, darin liegt das ganze Geheimnis. Wie man Chancen erkennt und zu guten Entscheidungen gelangt, ist eine weitere Herausforderung.


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