Ein Wanderer kommt an eine Lichtung, von wo aus zwei Wege weiterführen. Einer der Wege ist beschriftet. Auf dem Schild ist zu lesen: Panoramapfad. Welchen Weg wird der Wanderer wohl nehmen?
Inhaltsübersicht
Wohin führt der andere Weg?
Diese Situation zeigt anschaulich, in welchem Dilemma sich jeder von uns zuweilen schon befunden hat und wieder befinden wird, nämlich sich zwischen zwei Möglichkeiten zu entscheiden: zwischen einer Möglichkeit, die vielversprechend klingt und einer weiteren die gar nichts bereit hält. Ich möchte dies als Chance bezeichnen, denn die Situation könnte sich auch wie folgt darstellen. Der Wanderer war lange unterwegs, ist übermüdet und hungrig, traf dabei keine Menschenseele. Langsam bricht die Abenddämmerung herein. Entlang der letzten Kilometer waren weder Markierung oder Wegweiser als Orientierungshilfe zu erkennen. Es ist also unsicher, wohin der Weg führt und wie lange das noch so weitergeht. Anders ausgedrückt: Lange unterwegs, aber nichts ist los.
Dem Sprichwort gemäß, das besagt, der Weg wäre das Ziel, sollte man zumindest zusehen unterwegs zu sein, wenn gerade flaute herrscht. Unterwegs zu sein fördert die Dynamik und wirkt der Stagnation aktiv entgegen. Man erlaubt den Dingen sich zu entwickeln, solange alles im Fluss bleibt. Dadurch erhält man sich auch die Fähigkeit zur laufenden Erneuerung und Anpassung. In dieser Aktivität erlebt sich der Mensch gestalterisch und offen für alles Zukünftige. Aus der Bewegung erschließt sich einem eine Quelle der Freude und Kraft, es sei denn auf dem Weg tut sich unerwartet ein Abgrund auf.
Wir haben zwar keine Chance, aber wir nutzen sie.
Unbekannt
Gelangt man unterwegs an eine Schlucht, welche sich hunderte Meter steil nach unten erstreckt, verändert sich die Lage und entwickelt sich womöglich zur ausweglosen Situation. Zurück gehen ist keine Option, aber weiter geht es nicht. Bei einem Bergabstieg geriet ich einmal in so eine Lage. Vor Einbruch der Dunkelheit ins Tal zu kommen schien unmöglich. Kann eine ausweglose Situation zur Chance werden? Eine großartige Chance gestaltet sich bestimmt anders. Also hier handelt es sich wohl eher um eine Krise, nicht wahr?
Die Welt ist nicht vollkommen. Das ist Deine Chance!
JP Weiner
Auswege aus der Krise
Mal angenommen, es geht bei einer Krise nicht gerade um Leben oder Tod, dann existiert zumindest ein Weg hinaus, denn das Leben muss ja schließlich weiter gehen. Wenn sich ein Abgrund im sprichwörtlichen Sinne auftut, dann ist dies ein eindeutiger Hinweis für die Notwendigkeit einer Veränderung. Ausgenommen natürlich, man zählt sich zu jener Personengruppe, die bewusst nach Verwerfungen und exponierten Lagen, Standorten oder Objekten ausschauhält, wie etwa BASE-Jumper. Gemeint sind unerwartete, herausfordernde und daher unangenehme Momente im Leben.
Man ist an diesem Punkt angelangt, weil Entscheidungen getroffen wurden. Diese gingen der aktuellen Situation voraus und führten in eine Sackgasse des Lebens. Von nun an ist man dazu angehalten andere Entscheidungen zu treffen, ansonsten könnte sich sehr wahrscheinlich wieder eine Situation ereignen, die man sich so nicht wünscht. Wie konnte ich nur in so ein Dilemma geraten? Welchen Moment habe ich verpasst? Wo bin ich falsch abgebogen? Welche Hinweise habe ich nicht erkannt? Wieso passiert das gerade mir und wie komme ich da wieder heil heraus? Fragen über Fragen: An eine Chance denkt man da gerade nicht.
Alles was du tust, ist deine eigene Wahl.
Unbekannt
Tatsächlich kann eine Krisensituation auch eine getarnte Chance zur Veränderung und Weiterentwicklung werden. In diesem Zusammenhang wird gerne auf einen aus der chinesischen Schrift abgeleiteten Aphorismus verwiesen, nachdem eine Krise zugleich auch eine Chance bzw. eine Gelegenheit darstellt. Die Bedeutung der Schriftzeichen liegt allerdings vielmehr auf dem Zeitpunkt der Krise, also einer Gefahr (siehe auch diesen Beitrag). Eine Krise ist daher ein Moment der Gefahr. Gefährliche Situationen erfordern gewöhnlich erhöhte Aufmerksamkeit und Bereitschaft. Das deutsche Wort Krise ist aus dem lateinischen crisis entlehnt, welches wiederum auf das aus dem Altgriechischen stammende Wort κρίσις krísis zurückgeht. Eine Bedeutung, die man daraus ableiten kann, wäre: Moment der Entscheidung.
Die Entscheidungen, die wir treffen, bestimmen, was für ein Leben wir führen.
Unbekannt
Daraus lässt sich schlussfolgern, dass die herausfordernde Situation als Moment der Entscheidung zu verstehen ist, wobei der Ausgang noch ungewiss ist. Dieser Zeitpunkt birgt potenzielle Gefahr in sich, kann aber als Meilenstein des weiteren Verlaufes der Situation festgehalten werden. Von nun an wird sich entscheiden, ob dieser Moment einen guten oder ungünstigen Verlauf nehmen wird. Handelt es sich um eine Gelegenheit? Wird sich der Moment als realisierte oder verpasste Chance herausstellen? Lässt sich der Verlauf auch zu den eigenen Gunsten beeinflussen oder ist man der Sache hilflos ausgeliefert?
Betrachtet man diesen Moment als „entscheidend“, so wird man bestimmt versuchen Einfluss zu nehmen. Es kann als Ansporn verstanden werden, Dinge neu zu überdenken, andere Wege zu suchen oder einen anderen Standpunkt einzunehmen, von wo aus sich ein Ausweg besser erkennen lässt. Es handelt sich dabei daher auch um eine Frage der Wahrnehmung. Fokussiert man sich auf das reine Problem, oder sieht man darin auch eine Möglichkeit?
Die Entscheidung ist nur der Anfang von etwas.
Unbekannt
Entscheidungen und die Rolle der Wahrnehmung
Die getroffene Wahl für einen bestimmten Weg oder eine Anschauung – abhängig von der persönlichen Überzeugung –, stellt zugleich eine Absage dar, gegenüber allen anderen Möglichkeiten, die aber nicht ausgewählt wurden. Diese Wahl ist auch von Signalen bestimmt, die wahrgenommen oder denen Aufmerksamkeit geschenkt wurden. Hinweise, Warnungen, Projektionen, Hoffnungen und Erwartungen besitzen nicht nur eine Komponente des Zukünftigen, sondern auch der Vergangenheit, da wir Erfahrungen in die entscheidende Situation miteinbringen.
Diese Erfahrungen bilden eine Mischung bunter Erinnerungen aus Enttäuschungen sowie Erfolgen samt den durchlebten Emotionen und wirken auf die gegenwärtige Situation ein und bestimmen diese mit. Treffen wir eine falsche Wahl – im Rückblick – dann taten wir dies nach bestem Wissen und so unbeeinflusst und selbstbestimmt wie möglich. Die richtige Wahl zieht richtige Ergebnisse nach sich. Der gesamte Prozess erhält dadurch einen Aspekt von Wahrhaftigkeit. Das ist allerdings nicht gleichbedeutend mit absoluter Wahrheit. Die erzielten Ergebnisse spiegeln vielmehr die innere Überzeugung wider – also das was bis zu diesem Zeitpunkt für wahr gehalten wird.
Zu mancher richtigen Entscheidung kommt es nur, weil der Weg zur falschen gerade nicht frei war.
Deutsches Sprichwort
Verpasste Chancen
So manch einer mag an Momente so genannter Chancen zurückdenken – meist, da man sie nicht ergriffen hat – um darüber nachzugrübeln, was im Leben verabsäumt wurde und welche Wünsche und Hoffnungen deshalb nicht in Erfüllung gingen. Diese versäumten Chancen im Leben fließen in die Biografie als Fehlentscheidungen ein. Verirrungen auf dem Weg und falsche Entscheidungen werden dann leider als persönliche Lebenslasten empfunden – ein emotionaler Ballast, der sich weiter aufbaut und somit das zukünftige Glück behindert oder sabotiert.
Die Einsamkeit möbliert die Vergangenheit mit den ungenutzten Chancen.
Jüdisches Sprichwort
Die Aufarbeitung der überwundenen Krisen samt den vergebenen Chancen ist viel zu oft vom Gefühl des Bedauerns über die eigene Unzulänglichkeit begleitet. Manchmal wird der Umstand beklagt, nie wirkliche Chancen gehabt zu haben – verglichen mit dem Schicksal anderer Menschen. Diese Beziehungsarbeit, welche an einem selbst erbracht wird, kann in einem Konflikt resultieren, der Anlass zu einem Selbstfindungsprozess gibt. Man hat das Gefühl in einer Krise zu stecken. Dieser Prozess kann bei erfolgreicher Aufarbeitung als Konsequenz aus der Krise hinausführen, in Form einer Veränderung der inneren oder der äußeren Lebenssituation.
Charakterisierung von Chancen als Identitätsgewinn
Wie charakterisiert sich nun eine Chance? Wenn man nicht gerade nach ihr Ausschau hält, dann begegnet man ihr unvorbereitet. Diese stellt eine Richtung zur Entfaltung oder Veränderung in Aussicht – die bereits besprochene Gelegenheit. Das kann in Form neuer Lebensumstände geschehen. Wenn die Chance erkannt wird, ergreift man sie, um sich neue Fähigkeiten anzueignen oder ein neues Betätigungsfeld zu ergründen. Fremde Menschen kreuzen unseren Weg und es mag sich eine Beziehung ergeben oder vielleicht bricht auch eine vertraute Verbindung ab. Dieser Zeitpunkt der Umorientierung ist aufregend und beängstigend zu gleich. Eine Chance ist ein Angebot, das darauf wartet, angenommen zu werden. Sie birgt mitunter aber auch ein gewisses Risiko in sich – die Gefahr einer Fehleinschätzung, welche wiederum zu einer Fehlentscheidung führen kann.
Mit Angeboten verhält es sich ähnlich wie mit Werbung: zu viele Angebote, zu teuer, falscher Zeitpunkt, nicht das richtige dabei. Manche Angebote sind auch einfach verzichtbar oder sind in Wirklichkeit keine Schnäppchen, sondern Ladenhüter, die raus müssen. Von Gelegenheitskäufen darf also abgeraten werden. Die wahren Schnäppchenjäger sind informiert und gut organisiert. Gekauft wird dann, wenn das gewünschte Produkt oder die Dienstleistung günstig am Markt zu haben ist. Umgelegt auf die Chance bedeutet es, fokussiert zu sein und sein Ziel zu kennen. Eine Chance ergibt sich dann, wenn das gewünschte Ziel plötzlich offensteht. Wenn eine Gelegenheit dazu verhilft das gesteckte Ziel besser zu erreichen, oder wenn Hilfe angeboten wird. Dann ergreift man die Chance.
Ein kluger Entschluss reift unverhofft, blitzschnell und ohne Erwägung, doch Dummheiten machen wir allzu oft nach reiflichster Überlegung.
Oskar Blumenthal
Nimmt man sie nicht wahr, weil es nicht zum eigenen Weg passt oder im Moment ungelegen erscheint, begibt man sich indirekt auf den unbekannten Pfad mit ungewissem Ausgang, aber in der Annahme, dass das Richtige einem bestimmt noch begegnen wird. Auf unserer Reise orientieren wir uns meist intuitiv anhand von Zeichen und Symbolen entlang des Weges. Diese nutzen wir ebenfalls zur Entscheidung für eine Richtung. Dabei gilt es herauszufinden, welche Richtung diejenige ist, die zum ersehnten Ziel führt und auch zu einem passt. Manche Entscheidungen treffen wir aus dem Bauch heraus, weil es sich richtig und gut anfühlt. Andere wiederum erfolgen auf der Grundlage von Analysen der Daten und Faktenlage und nach reiflicher Überlegung.
Manche Entscheidung sollte man nicht nur mit dem Kopf treffen.
Unbekannt
Dabei darf man einen wichtigen Aspekt nicht außer Acht lassen, wenn man die Schlussfolgerungen von Gary Keller mit einbezieht: sein Warum zu kennen, um dementsprechend die EINE Sache zu identifizieren, welche es wert ist im Leben zu verfolgen. Ist man sich dieser einen Sache stets bewusst, kommen so manche Angebote und günstige Gelegenheiten erst gar nicht in Frage. Diese zu verfolgen, führt nur zur Ablenkung und zum Verlust des gesetzten Fokus im Leben. Angemessene Zerstreuung und Entspannung bleibt natürlich willkommen. Eine Entscheidung bringt durch ihre ausschließende Wirkung einen Identitätsgewinn. Man entscheidet sich für etwas und lässt anderes hinter sich.
Was die Raupe Ende der Welt nennt, nennt der Rest der Welt Schmetterling.
Laotse
Zwei Symbole stehen charakteristisch für die Begleitumstände einer entscheidenden Situation:
- Das Hinweisschild: ein Angebot. Das könntest du haben. So könnte dein Leben aussehen. In diese Richtung könntest du dich weiterentwickeln.
- Das Verbotsschild: eine Blockade. Das kannst du nicht haben. So wird dein Leben nicht aussehen. So bzw. hier geht es nicht weiter.
Menschen, die sich vorwiegend von opportunen Gelegenheiten leiten lassen, begegnen einer Blockade weit gelassener als beharrliche Personen. Geht es irgendwo nicht weiter, folgen Opportunisten einfach einer anderen freien Richtung. „Mal sehen was kommt“, passt als Wahlspruch zu dieser Lebensart. Dieser Weg birgt geringeres Potenzial für auftretende Widerstände.
Wenn man jedoch ein großes Ziel verfolgt und beharrlich an dessen Realisierung arbeitet, begegnet man automatisch auch enttäuschenden Umständen. Es sind Momente, in denen das gesteckte Ziel ferner denn je erscheint. Dann ist dies ein Anlass, um sich vor Augen zu führen, dass alles Erdenkliche und Vorstellbare auch realisierbar ist, solange wir es vor dem geistigen Auge „sehen“ können und nicht aufgeben daran zu glauben und weiter danach streben. Das Stichwort in diesem Zusammenhang lautet: Kommittent. Natürlich sollte das ersehnte Ziel auch Menschen machbar sein. Der Glaube wird schließlich zu einem entscheidenden Faktor für den Erfolg eines gesetzten Zieles. Glauben oder aufgeben: es ist Deine Entscheidung!