Leadership- Kommunikation: Kann man mit Worten die Welt verändern?

Es werde Licht! Diese einfachen Worte, wie sie im Buche Genesis überliefert wurden, haben die Welt verändert. Leadership bedeutet, auf dem Weg voranzugehen und die Schritte dahin effektiv zu kommunizieren.

Es werde Licht! Diese einfachen Worte, wie sie im Buche Genesis überliefert wurden, haben die Welt verändert. Die Bedeutung einer starken Vision drückt sich in den ikonischen Worten Martin Luther Kings aus, als er mit folgendem Satz in seiner Rede aufhorchen ließ: „I have a dream.“ Bedeutende Worte haben manche Menschen dazu bewegt, gegen Ungerechtigkeit und Ungleichheit anzukämpfen oder eine große Tat zu vollbringen. Haben Worte die Kraft, die Welt zu verändern?

Vorsätze bleiben vorerst nur Absichten

Jede Erklärung ist zuallererst der Ausdruck einer Absicht, etwas an einer bestehenden Situation verändern zu wollen. Dabei spielt es keine Rolle, ob diese mündlich ausgesprochen oder in Schriftform festgehalten wurde. Ideen oder Träume lassen sich nur schwer in Worte fassen. Der Stoff, aus dem alle Schöpferkraft entspringt, ist vor allem nicht-materieller Natur. Motivierende Aussagen sprechen daher hauptsächlich die Gefühlswelt und die Vorstellungskraft an. Träume oder Gefühle bewegen uns schließlich dazu, einen Wunsch nach Veränderung zu entwickeln. Wenn sich dieser Wunsch verfestigt hat, folgt die Absichtserklärung: „Ich werde jetzt etwas verändern!“ Wollen Sie etwas in Ihrem Leben verändern? Gemäß einer im November und Dezember 2021 in Österreich durchgeführten Umfrage zu den Neujahrsvorsätzen für 2022 nannten 48 Prozent der Befragten Vorsätze zu mehr Bewegung bzw. Sport. Mehr Zeit mit Freunden und der Familie zu verbringen sowie bewusster zu leben und eine gesündere Ernährung standen ebenfalls hoch im Ranking.

Dieses Ranking zeigt allerdings nicht mehr als die Einsicht darauf, dass diese Themen im persönlichen Leben weiterhin verfolgt werden müssen, da wir uns all das vermutlich schon in den Jahren davor vorgenommen hatten und es uns weiterhin vornehmen werden. Der Wunsch nach Veränderung beginnt mit der Einsicht, dass es Zeit ist, aktiv zu werden. Die Ankündigung eines Vorsatzes geht der Handlung meist voraus. Leider bleibt es oft dabei: „Ich werde mich ab jetzt mehr bewegen!“ Das war es dann.

Vorsätze in erreichbare Ziele verwandeln

Durch einen Vorsatz fasst man zuallererst den Entschluss, sich ein unbestimmtes, zeitlich nicht eingegrenztes Ziel zu setzen. „Ich werde jetzt abnehmen!“ Wie viel man vorhat, abzunehmen und in welchem Zeitraum, ist damit nicht festgelegt. Darum scheitern rund 20 Prozent aller Menschen mit ihren Neujahrsvorsätzen auch kläglich, da sie sie viel zu unverbindlich gefasst haben. Das Ziel muss erreichbarer werden und verbindlicher formuliert sein, indem man es genauer beschreibt und in Zwischenziele unterteilt: „Ich werde bis Ende des Jahres sechs Kilo abnehmen, also ein halbes Kilo jeden Monat!“

Visionen formulieren und Fähigkeiten fördern

Falls Sie sich besonders große Ziele in den Kopf gesetzt haben, wie etwa einen Marathon zu laufen, einen Drei-, Vier- oder Fünftausender-Gipfel zu besteigen oder in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen anzutreten, dann haben Sie vermutlich noch keine genaue Vorstellung davon, wann dieses Ziel in erreichbare Nähe rücken soll oder wird. Wie Sie es erreichen können, ist ebenfalls offen. Vielleicht sind Sie noch nie einen Marathon gelaufen, sind noch nie auf einen Gipfel gestiegen. Ziele dieser Größenordnung kann man allenfalls als eine Vision oder einen Traum beschreiben.

Eine Vision, ein Traum oder ein Missionstatement gibt ein langfristiges Ziel vor, wie etwa die Mission, den Mars erobern zu wollen oder ein berufliches Ziel zu erreichen. Beim Verfolgen einer Zukunftsvision sind viele unbekannte Faktoren beteiligt. Wie das gesteckte Ziel zu erreichen ist, kann zu Beginn noch völlig unklar sein. Das nötige Wissen oder die erforderlichen Fertigkeiten müssen womöglich erst erworben werden. Der Weg dahin liegt noch im Dunkeln und kann nur Schritt für Schritt erfolgen.

Am Anfang war das Wort

Blickt man dem Weltenschöpfer auf die Finger, lässt sich ein bemerkenswerter Umstand erkennen: An erster Stelle im Bericht über den Ursprung der Welt wird das Wort genannt: „Gott sprach und somit wurde es.“ Bei der Beschreibung des Ablaufes der Ereignisse in dieser Reihenfolge kann man leicht übersehen, dass zuallererst ein Plan oder ein Konzept für das zu Erschaffende und das Entstehende erforderlich war. Um das Licht im Universum anzuknipsen, musste erst mal definiert werden, was Licht eigentlich ist. Wie funktioniert Licht? Was ist damit gemeint? Welche Idee steckt hinter Licht? Danach braucht es auch die nötigen Kenntnisse, um es zu realisieren: Wie machen wir es denn – und vor allem, warum?

Kooperationsfähigkeit steigern

Die Aussage „Es werde Licht!“ hat viel mit dem Konzept einer Vision gemeinsam. Womöglich braucht es noch keine konkrete Ausgestaltung des Vorhabens, weil der Lösungsweg zum Zeitpunkt der Absicht, es zu realisieren, noch nicht bekannt sein kann. Dass an einem komplexen Vorhaben meist mehrere Beteiligte arbeiten, ist eine Erkenntnis, die sich auch dem in Keilschrift überlieferten Schöpfungsmythos der Sumerer entnehmen lässt: „Als der Himmelsgott An den Himmel werden lässt […] Und Enki spricht: ‚Ich bin der Sohn des An. An legte das Gesetz in meine Hände. Ich hüte die Urkunden über Himmel und Erde. […] Ich hüte die Gerechtigkeit zusammen mit An, meinem Vater.‘“

Dieser dichterisch verfasste Bericht beschreibt eine Art Kooperation, wobei der Himmelsgott An die Gesetze, was sich als Plan oder Konzept interpretieren lässt, in die Hände seines Sohnes Enki legte. Gemäß der Legende dürfte er am Schaffensprozess beteiligt gewesen sein. Es handelte sich also um eine Kooperation des Gestalters und seines Gehilfen.

Die Kooperationsfähigkeit aller Beteiligten bestimmt über das Scheitern oder das Gelingen einer im Kollektiv festgelegten Vision. In Zeiten des Wandels ist ein gemeinsames Verständnis davon, wie die Vision in die Realität umzusetzen ist, von kontroversen Auseinandersetzungen über das Wie und Wann und sogar das Warum begleitet. Häufig besteht nicht einmal darüber Einigkeit, ob man überhaupt dieselbe Vision teilt. Wie beispielsweise eine „grüne Zukunft“ aussehen kann, ohne dabei in die Steinzeit versetzt zu werden, mag in den Details zurzeit noch nicht geklärt sein. Dennoch ist die Vision für die Zukunft festgelegt worden und wird von Befürwortern mit Eifer verfolgt.

Die Bedeutung der Motivation für den Erfolg der Vision

Soll die bestehende Welt einem grundlegenden Wandel unterzogen werden, ist nicht nur die Klärung des Wie ausschlaggebend, sondern auch die des Warums: Welche Motivation und Geisteshaltung liegen der Vision zugrunde? Welches Welt- und Menschenbild möchte man dadurch fördern oder aufbauen?

Anhand von Schöpfungsmythen will die Menschheit den tieferliegenden Sinn des Seins und Werdens ergründen: Warum existieren wir und was ist der Ursprung des Lebens? Es handelt sich um eine spirituelle Suche nach der Quelle allen Lebens. Damit ist auch die Frage verknüpft, wohin die Entwicklung und der Fortschritt führen sollen: Welche Vision hat der Mensch für sich selbst auserkoren? Wohin möchte er sich weiterentwickeln? Besteht darin auch Konsens, diese Entwicklungsstufe gemeinsam erreichen zu wollen?

All diese Belange reichen über die physische Existenz hinaus. Gäbe es keine verbindende Kraft wie etwa Liebe, die auf gegenseitigem Respekt basiert, und keinen lebendigen Geist, der alles Tun bestimmt, würde die bestehende Welt im Chaos versinken. Dieses Bild vermitteln auch die zahlreichen Legenden über den Ursprung der Welt. Am Anfang herrschte das Chaos.

Als Führungspersönlichkeit auftreten

Solange der Wandel noch im Gange ist und Unklarheit über den konkreten Weg und das Ziel besteht, werden Menschen als Botschafter oder als Influencer für ihre Sicht der Vision werben und versuchen, möglichst viele Menschen davon zu überzeugen. Es besteht ein reger Austausch an Gedanken aus der Welt der Ideen. Wenn Sie sich in der Position des Visionärs/der Visionärin befinden oder sich darin sehen, haben Sie unzählige Möglichkeiten, Ihre Überzeugungskraft zu steigern: Die Präsentation und das persönliche Auftreten können verbessert werden. An der Kommunikation der Vision kann gearbeitet werden.

Ein wesentlicher Erfolgsfaktor von Führung ist selbstverständlich auch die Glaubwürdigkeit – das gilt für die Vision gleichermaßen wie für den Visionär/die Visionärin. Wurde das eigene Image bereits durch unnötiges Aufsehen oder negative Berichterstattung beschädigt? Leidet die Glaubwürdigkeit der verfolgten Vision aufgrund von nicht eingelösten Versprechungen aus der Vergangenheit? Liegt über der gesamten Agenda eventuell der Verdacht einer Betrugs- oder Täuschungsabsicht? Sind geheime Absprachen und eigennützige Interessen oder Deals aufgedeckt worden? Wie authentisch sind Sie als Person und werden Sie auch so wahrgenommen? Bedenken Sie all diese Überlegungen, wenn Sie an Ihrer Überzeugungskraft arbeiten! Seien Sie der Magnet, der die Menschen da abholt, wo sie sich gerade befinden. Die magnetische Anziehungskraft wirkt nur auf kurze Distanzen. Wenn Sie sich mit Ihrer Vision zu weit von Ihrem Team entfernen oder wenn das Ziel zu abstrakt bleibt, können andere Ihnen nicht folgen. Sie werden sich nicht von Ihren Ideen angezogen fühlen, sondern bleiben unbeeindruckt zurück.

Verbindlichkeit kommunizieren und einfordern

Bis die Vision zur Phase der finalen Realisierung heranreift, werden wankelmütige Züge in der menschlichen Natur die Ernsthaftigkeit und die Verbindlichkeit des Vorhabens herausfordern. Wie zu Beginn erwähnt, ist ein Mangel an Verbindlichkeit bei der Zielsetzung ein guter Indikator für ein mögliches späteres Scheitern. Wir scheitern allerdings nicht nur wegen des fehlenden Commitments in Bezug auf das Ziel, sondern auf in Bezug auf die damit verbundenen Wertevereinbarungen. Schließlich geht es nicht nur darum, das Ziel zu erreichen, sondern auch um die Einhaltung der Vereinbarungen über das Wie und das Warum. Auf dem Weg zum Ziel werden naturgemäß Anpassungen und Korrekturen vorgenommen werden müssen. Es ist vernünftig und auch natürlich, auf veränderliche Umstände und Bedingungen zu reagieren, um auf Kurs zu bleiben.

Wie die Erfahrung aus vergangenen und auch aus bestehenden Krisen lehrt, besitzt der Mensch die erstaunliche Tendenz dazu, das letztlich Unerwünschte und am wenigsten bevorzugte Szenario zur Bewältigung von Herausforderungen zu wählen. Im Konfliktfall und bei schwer zu überbrückenden Hürden manövrieren wir die Ereignisse auf eine Art und Weise so, dass sich letztlich eher eine höhere Eskalationsstufe anstelle der gemäßigten Form entwickelt. Das Eintreten einer akuten Krise ist damit eher wahrscheinlich als die milde Verlaufsform, weil die Auseinandersetzung mit Problemen und Konflikten gemieden wird, bis diese akut werden. Allzu leichtfertig verlassen wir den Pfad der guten Gewohnheiten und gefährden fundamentale Werte zugunsten unsicherer Versprechungen oder Erwartungen.

Falls die Sicht des Wissenschaftlers Rupert Sheldrake zutrifft, hat der Kosmos eher eine organische als mechanische Grundlage. Beim organischen Modell dominiert vor allem das Konzept der Verbundenheit und das des Lebendig-aufeinander-abgestimmt-Seins. Eine Autoimmunerkrankung ist somit ein passendes Krankheitsbild für einen in einer Konfliktsituation aus dem Gleichgewicht geratenen Organismus. Eine solche Krankheit ist ein symptomatisches Bild für Desorientierung: Man erkennt weder Freund noch Feind, man kann zwischen einer guten und einer schlechten Lösung nicht mehr unterscheiden.

„Ein bewaffneter Konflikt ist das letzte Szenario, das wir anstreben“, verkünden führende Persönlichkeiten, bevor dem letztendlich als alternativlos erscheinenden Kriegsszenario zugestimmt wird. In diesem Fall ist das Ziel einer friedlichen Lösung nicht verbindlich genug ausgedrückt worden. Als letzten Ausweg wurde bereits der bewaffnete Konflikt in Aussicht gestellt – eben in der verneinenden Form.

Worte haben in jeder Ausdrucksform ihre Kraft. Wir müssen hier wohl viel genauer hinhören, achtsamer mit Worten umgehen. Verbindlichkeit zu kommunizieren würde bedeuten, das Ziel auch klar auszusprechen: „Wir werden eine einvernehmliche Lösung des Konfliktes finden und den Frieden zwischen den Parteien bewahren!“

Leadership bedeutet, auf dem Weg voranzugehen

All diese Facetten des Themas zählen zu den Aspekten von Leadership. Erfahrungsgemäß ist nicht nur die Führungskraft, sondern auch die umworbene, zu führende Personengruppe gefordert. Die Wahrnehmungsfähigkeit zu schärfen und die eigenen Motivationen und Erwartungen zu beobachten und zu bewerten, bewahrt einen davor, in Zeiten der Verwirrung und der Widersprüchlichkeiten die Orientierung zu verlieren. Zu leicht wird man von den verschiedenen Strömungen mitgerissen, wenn der Fokus verloren geht.

Stellt man sich abschließend noch einmal die Frage: „Können Worte die Welt verändern?“, so lässt sich diese mit „Ja!“ beantworten. Worte haben die Kraft, Menschen zum Handeln zu bewegen, um so gemeinsam die uns umgebende Welt zu verändern. Betreten wir dieses unentdeckte Land, das wir „die Zukunft“ nennen, auf achtsame Weise gemeinsam und gestalten wir sie so, dass diese in bester Absicht und im Wissen, den effektivsten Weg dahin zu gehen, erreicht wird! Die Bedürfnisse von heute müssen mit den zukünftigen abgestimmt sein.

Zurzeit wünschen sich viele die alte, uns bekannte Welt wieder zurück. Bestimmt haben Sie auch schon festgestellt: Manche Veränderungen sind nicht gut und man empfindet sie als unerwünscht. Eine Veränderung sollte idealerweise zum Besseren führen, zu etwas Großartigem. Auf dem Weg dahin höre ich jene Personen, die uns vorausgehen, sagen: „Komm mit, ich erzähle dir, wie ich diese gemeinsame Zukunft gestalten möchte! Ich beschreibe dir alle Details meines Plans, warum ich davon überzeugt bin, dass es so funktionieren wird, und warum ich es vorhabe zu tun. Willst du mir dabei helfen?“

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