Die Kunst der Inszenierung – das Spiel mit der Aufmerksamkeit und den Gegensätzen

Von Menschen positiv wahrgenommen zu werden und Aufmerksamkeit zu erhalten ist nicht zuletzt deshalb eine Kunst, weil es auch die authentische Präsenz der eigenen Persönlichkeit erfordert. Attraktivität ist nicht die innere Ausdrucksform von Schönheit allein – sie will sich auch präsentieren und inszenieren. Warum die (Selbst-)Vermarktung eine Kunst ist, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Werbung wirkt und bringt Aufmerksamkeit

Die Erfahrung bestätigt: Marketing – und besonders die Werbung – funktioniert. Immerhin lebt eine ganze Branche von der Inszenierung angebotener Produkte und Leistungen. Der Unternehmenserfolg ist dabei direkt an den Erfolg der Marketingaktivitäten gekoppelt: Wer nicht wahrgenommen wird, kann den Produktnutzen oder die Unternehmensleistung nicht ausreichend gut am Markt etablieren und kommunizieren. Eine Kampagne zahlt direkt auf das Konto der Sichtbarkeit und Aufmerksamkeit ein.

Der Wettstreit um die Aufmerksamkeit ist die Ökonomie, die alle Instrumente und Medienkanäle beherrscht. Doch Aufmerksamkeit ist ein begrenztes Gut. Die Fokusverlagerung bewirkt zugleich auch ein Abwenden von anderen Geschehnissen. Deshalb muss der Anreiz, sich mit einer Sache zu beschäftigen, groß genug sein, um es auch tatsächlich zu tun.

Um prominent zu sein – und es zu bleiben – bedarf es der geschickten Führung des öffentlichen Fokus. Wir hungern zudem stetig nach Neuem oder Kuriosem. Außerdem lieben wir die Zerstreuung und Abwechslung. Dieser Umstand kommt all jenen gelegen, die auf die Präsentation setzen. Menschen bereitet es Vergnügen, von einer gut choreografierten Inszenierung unterhalten oder gar verführt zu werden. Alle lieben das Schauspiel und die sinnliche Erfahrung auf Basis einer fesselnd erzählten Geschichte. Das macht diese Methodik so wirksam.

Um von anderen – vor allem von potenziellen Kunden – positiv wahrgenommen zu werden, sollten Sie weder zu bescheiden noch zu aufdringlich auftreten. Deshalb folgen nun hilfreiche Tipps, mit denen Sie Ihren persönlichen Weg finden können, um Ihre Geschichte wirkungsvoll zu erzählen.

Seien Sie authentisch!

Die Inszenierung wird häufig als Scheinwelt beschrieben, die jemand kreiert oder mit der man sich umgibt. Dieser Scheinwelt fehlt die Eigenschaft der Echtheit oder Aufrichtigkeit. Am Ende entpuppt sich dieses nebulöse Konstrukt als Lügengebäude auf schwachem Fundament. Es zerfällt meist von selbst. Wollen Sie als authentische Person wahrgenommen werden, dann nehmen Sie von allem Abstand, was sich unecht anfühlt und bleiben Sie Ihren Werten treu! Diese Treue Ihnen selbst gegenüber wird möglicherweise durch Druck von außen immer wieder auf die Probe gestellt werden. Manchmal werden Sie versucht sein, diesem Druck nachzugeben und von der inneren Führung abzuweichen, die Sie zu Ihrem Denken und Handeln bewegt. Unterscheiden Sie dann zwischen den einzelnen Rollen, die Sie im Leben ausfüllen, und der inneren Person, die Sie wirklich sind. Denken Sie immer daran: Aufgesetzte Masken oder angenommene Verhaltensweisen haben nicht die Kraft, in schwierigen Lebensphasen zu bestehen.

Wo und wie Inszenierung stattfindet

Die Inszenierung ist eine Auseinandersetzung mit existenziellen Themen. Sie nutzt Bilder und Gegenbilder mit Symbolcharakter zur anschaulichen Darstellung der Problematik. Die Erzählweise (das Narrativ) folgt dabei dem Zeitgeist oder der Mode – mit dem Ziel der Verständigung – und ist meist früheren Erzählungen oder tradierten Vorbildern entlehnt.

Kreativ abgewandelt oder neu interpretiert präsentiert sich die Szenerie auf der Weltenbühne – der Projektionsfläche für jegliche Ideen und kontroverse Betrachtungen. Die Aufführung hat den Charakter einer immer wieder neu aufgelegten Reproduktion ihrer selbst mit neuem Bezugs- oder Interpretationsrahmen. Der Rahmen wird damit zu einem Begriff der Kulturgeschichte einer Epoche.

Das Narrativ unterliegt einem steten Wandel. Begriffe und Symbole aus der Vergangenheit können im Lichte des neuen Verständnisses aus der Mode kommen oder sogar zu unliebsamen Fragmenten der eigenen Historie mutieren. Die Diskussionen um eine gendergerechte Ausdrucksweise etwa und die Antidiskriminierungsbewegung sind nur zwei Beispiele für aktuelle Geistesströmungen in der kollektiven Wahrnehmung in Bezug auf die Sprache.

Jeder Bewegung lassen sich auch Akteure, Botschafter und Befürworter zuordnen, die gemeinsam mit der Sache, für die sie eintreten, identifiziert werden. Daher ist auch zu erwarten, dass Einzelpersonen zur Zielscheibe von Konflikten der zerstrittenen Lager werden. Die Inszenierung wirkt in unser aller Alltag hinein: Wir sind umgeben von Bildern, die mit Botschaften aufgeladen wurden, um Absichten zu transportieren – Handlungsenergie zu erzeugen, Kaufanreize zu geben, zu einem Gesinnungswandel zu bewegen. Transformation und Wandel sind das Ziel von sozialpolitischen Bewegungen, aber auch von Unternehmen. Starres Verharren in veralteten Strukturen würde für beide ein jähes Ende einleiten.

Positionierung setzt Sie in Szene

Um Ihr Anliegen – Ihre persönliche Mission, Ihr Produkt- und Leistungsversprechen – bestmöglich zu kommunizieren, ist es essenziell, eine klare Position einzunehmen. So wird das Angebot deutlich verstanden und grenzt sich zugleich von dem anderer Anbieter ab. Es ist ein Commitment: Wofür Sie stehen und womit Sie nicht in Verbindung gebracht werden wollen, ist für alle evident. Diese polarisierende Festlegung erzeugt das Bild (das Image) samt seinem Gegenbild. Es sind miteinander verbundene Gegensätze – eine Kultur und deren Gegenkultur, die These und ihre Antithese, das Licht und die Finsternis, das Schöne und das abstoßend Hässliche.

Gesichter Vase
Die Illusion zeigt entweder zwei Gesichter oder eine Vase.
Neutral betrachtet, ist eine dunkle Fläche auf weißem Grund oder umgekehrt dargestellt.
Welche Figur wahrgenommen wird, liegt an der Gewichtung der Sinneseindrücke.

Die Wahrnehmung funktioniert über das Ausblenden anderer Aspekte der Realität. So löst sich die Botschaft von ihrem Hintergrund ab und wird sichtbar. Man sieht entweder den Kelch oder die einander zugewandten Gesichter, aber nicht beide Darstellungen gleichzeitig. Entweder blickt man auf die helle oder auf die dunkle Stelle.

Mit Ihrer Positionierung entscheiden Sie sich für eine der möglichen Seiten der Betrachtungsweise. Durch das Reduzieren auf eine Kernthematik werden Sie wahrgenommen. Die Position bleibt damit allerdings auch streitbar. Der Fokus wird verengt und auf ein Detail eines komplexen Zusammenhangs gelegt. Das Ziel der Positionierung ist die Förderung einer bewusstseinsbildenden Diskussionskultur an Stelle von purer Konfrontation.

Schaffen Sie einen Mehrwert!

Jede Problematik des beruflichen wie privaten Lebens darf als Anstoß verstanden werden, eine Produktlösung oder eine Dienstleistung zu kreieren. Ein Problem will gelöst und eine Herausforderung will angenommen werden. Ihre Erfahrung und Expertise bieten Ihnen nun die Chance, sich einbringen: Schaffen Sie mit Ihrem Beitrag einen substanziellen Mehrwert für die Menschen!

Unternehmerinnen und Unternehmer sehen sich oft dazu veranlasst, schnelle Erfolge und Gewinne liefern zu müssen. Wenn die Unternehmensleistung nicht genügend Substanz und Qualität aufweist, wird der Erfolg allerdings nicht von Dauer sein. Eine Investition in Beständigkeit und Nachhaltigkeit lohnt sich daher längerfristig.

Zeigen Sie Persönlichkeit!

Es kommt nicht nur darauf an, möglichst viele Menschen anzusprechen. Vor allem geht es darum, positiv wahrgenommen zu werden – aus der Menge herauszustehen, zu leuchten. Kommunizieren Sie Ihre Inhalte daher in der Weise, dass sich Menschen davon emotional angesprochen fühlen. Erzeugen Sie eine positive Resonanz. Die Geschichte und die gewählte Erzählweise spielen für den Erfolg der Außenwirkung eine bedeutende Rolle. Zeigen Sie sich daher unverwechselbar! Erlauben Sie Ihrer Persönlichkeit einen breiten Entfaltungsspielraum, denn Ziel der Positionierung ist die Abgrenzung von anderen Themen, anderen Ideen und anderen Anbietern. Setzen Sie auf Authentizität und auf Ganzheit – das schließt Schwächen und Fehler mit ein.

Zerrbilder bedürfen der Auflösung und Harmonisierung

Der Kunstgriff der Inszenierung führt allerdings zu einer Verzerrung. Die Nachfrage nach Plus-Size-Models ist in den vergangenen Jahren rasant angestiegen. Werbeagenturen setzen in ihren Kampagnen vermehrt eher auf mollige Models, anstatt perfekt retuschierte Körper in einer künstlich wirkenden Umgebung abzubilden. „Wir wollen mehr kurvige Models!“: fordert das Magazin Gala in dessen Beitrag „Echte Frauen haben Kurven“. „Dies sei ein wichtiger Schritt um das Schönheitsideal in Richtung ‘Normal’ zu verschieben“, so das Magazin. Kurvige Natürlichkeit anstelle von künstlicher Skeletthaftigkeit? Führen nicht beide Strategien zu einer verzerrten Wahrnehmung der Realität? Das Bild von Natürlichkeit ist von Vielfalt und Diversität geprägt. Diese Diversität darf in einer Kampagne auch eine Entsprechung finden.

Die Inszenierung bedient sich der Verzerrung oder Überzeichnung. Wie weit man darin geht, ist eine Frage des Feingefühls und der Erfahrung. Darin liegt auch die größte Gefahr: Eine misslungene Inszenierung kann nach hinten losgehen und ihren Zweck völlig verfehlen. Die Verengung des Fokus und der damit verbundenen Verschiebung von Realitäten bewirkt erst die Entstehung von Gegenkulturen.

Das Spiel mit den Gegensätzen und Kontrasten verlangt letztlich nach einem gebührenden Ausgleich. Kreativität und der Mut zur Übertreibung ergänzen sich in diesem Spiel. Daher stellt die Inszenierung eine Kunst dar, die zugleich fasziniert und irritiert. Sie lebt von der geschaffenen Aufmerksamkeit und der Bewunderung in diesem Schauspiel. Als Attraktion fokussiert sich die Dramaturgie auf den Moment, der seinem Höhepunkt entgegenstrebt. Geben Sie in Ihrer Darbietung daher alles – und das ganzherzig!

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